Während über Rastatt die Herbstwinde die kalte Jahreszeit ankündigen, lädt Dreyer Wein & Tapas zu einem kulinarischen Ausflug in die Finca Son Gener. Diese liebevoll restaurierte Finca aus dem 18. Jahrhundert befindet sich zwischen Son Servera und Artà. Sie ist umgeben von wunderschön angelegten Blumen, Obst- und Gemüsegärten, sowie Mandel- und alten Olivenbäumen. Son Gener liegt auf einem kleinen Hügel mit weitem Blick in die pittoreske Natur, die eine erholsame Ruhe ausstrahlt. Ein Ort, an dem das Verweilen leicht fällt. Der Flug nach Mallorca und die anschliessende Busfahrt in den Osten der Insel bietet Zeit, die Neugier der Blicke zu stillen und flüchtige Eindrücke zu sammeln. Nach dem Ausstieg führen erste Schritte über staubtrockenen Boden, vorbei an blühenden Sukkulenten und knorrigen Olivenbäumen. Die Oliven sind prall in diesen ersten Novembertagen. Bei Druck auf die Frucht, entweicht das milchige Olivenwasser und verspricht nahende Reife. Die Luft ist rein, von warmen Sonnenstrahlen geläutert und in den raschelnden Blättern, das Zirpen der Zikaden. Wer jetzt nicht aufatmet, ist aus Stein.
Da nichts mehr überzeugt, als die eigene Erfahrung, hat Dreyer eine Gruppe von ambitionierten Köchen und Gastronomen geladen, die Bekanntschaft seiner Lieferanten von Pais de Quercus (Slowmeat), Colet Penèdes, Mesquida Mora und Amettla zu machen. Das Treffen steht unter dem Motto „slow“. Es ist Zeit anzukommen, sich einzufinden und auszutauschen. Im Son Gener möchte man, dass sich die Gäste zu Hause fühlen. Das Haus verbindet eine einzigartige Architektur mit Behaglichkeit und Wärme, die ein besonderes Ambiente schaffen. Helle Farben mit stilvoller Einrichtung runden die Wohlfühlatmosphäre ab. Der Salon mit der alten Ölpresse, lädt ebenso, wie das Kaminzimmer zum Plaudern ein. Lichtdurchflutete Räume, Innenhöfe mit Orangenbäumen, überdachte Terrassen und die ansprechende Gartenanlage mit Swimmingpool, Spa-Bereich und Sonnendeck verführen dazu, die Seele baumeln zu lassen. Die perfekten Bedingungen, sich dem Genuss hinzugeben. Sergi Colet Villar, der Winzer mit „mèthode champenoise“, schenkt zum Auftakt grosszügig aus und nach. Aber wir sind ja schon angekommen – kosten das gesamte Sortiment und er beobachtet aufmerksam unsere erstaunten Minen.
José Maria Monteagudo und sein Sohn Manuel, die Inhaberfamilie von Pais de Quercus, haben Fleisch von Tieren aus freilebender Haltung mitgebracht und während die Stimmung immer ausgelassener wird, entflammt Stargast Carlos D. Tristancho den Grill. Küchenchef Jonas Gyllensten (Backmulde Ladenburg) stellt sich ihm zur Seite; Tristancho zeigt ihm, wie das Fleisch für Tataki aufgeschnitten werden muss. Auf der Sonnenterrasse liegen die weiblichen Gäste in weichen Kissen und helfen dabei, den Schaumwein auszutrinken, bevor die Weine der Rebellin des mallorquiner Weinanbaus – Barbara Mèsquida Mora – ausgepackt werden. Die letzten Sonnenstrahlen verglühen und unter dem aufgehenden Mond, versammeln sich nun auch die anderen Köche um den Grill, ihre lachenden Gesichter vom Licht des Feuers rötlich beleuchtet, kosten sie Fleischstückchen mit verschiedenen Salzen und Gewürzen von Amettla, kommentieren oder schweigen. Es ist einfach ohne Worte lecker. Tristancho sagt, er sei traurig, weil Lou Reed heute gestorben ist und grillt nachdenklich weiter. Das scheint irgendwie jeder zu verstehen.
Unser Ziel ist Spanien, Aragonien, Barbastro. Dies ist ein 3er-Ausflug. Wir landen im Nordosten der iberischen Halbinsel an der Küste des Mittelmeers, in Katalonien – Flughafen Barcelona. Um die Weiterreise nicht zu verzögern, hat Dreyer nur Handgepäck genehmigt. Die Rollkoffer im Schlepptau, rennen wir durch die Parkdecks am Flughafen, Ebene vier. Dreyer klickt mit mit dem Schlüssel des Mietwagens in die Luft. Wir halten inne und lauschen dem kurzen Hupton. In einer der mittleren Parkreihen blinkt die Lichtmaschine von unserem 6-Sitzer dreimal kurz auf. Was ist das denn für ein Gefährt? Eilig werfen wir das Gepäck in den Stauraum, klemmen uns auf die engen Sitze.
Selbstverständlich übernimmt Dreyer das Steuer; mit quietschenden Reifen geht es los, raus aus dem Parkhaus, rein in die Millionenstadt, raus aus der Millionenstadt und dann schnurstracks 120 Kilometer durch das Landesinnere in Richtung Pyrenäen. Es ist kurz vor Ostern, sonnig und gefällige 25 Grad Celsius Aussentemperatur. Im Fond des Wagens erzählen wir uns lebhaft Geschichten und schlampige Männerwitze oder bestaunen die Natur. Dreyer nennt uns anstrengend, rollt aber tapfer weiter, das Ziel vor Augen.
Barbastro ist die Hauptstadt der Comarca Somontano im Zentrum eines herausragenden Weinanbaugebietes, in dem seit Jahrhunderten weltbekannte Weine gekeltert werden. Das Städtchen Barbastro liegt am Südrand der Pyrenäen auf einer Höhe von 450 Metern. Wir kurven durch futuristisch anmutende Gesteinsformationen. Das Gebirge schützt das Anbaugebiet vor kalten Nordwinden. Ein ideales Mikroklima, eine Vielfalt von Böden und Höhenlagen, sowie eine erstaunliche Varietät von Trauben. Dreyer chauffiert uns direkt in das kuschelige 4-Sterne Hotel San Ramón de Somontano, wo wir genau 15 Minuten Zeit bekommen, uns frisch zu machen, um dann die Winzer der Bodega el Grillo y la Luna in der Lobby zu treffen.
Die Überraschung ist groß. Die Winzer sind sehr attraktiv. Überzeugen schon bei der Begrüßung mit Witz und Charme. Sie stellen sich vor; Pippo und Martha. Die Schwestern führen die Bodega mit scheinbarer Leichtigkeit. Sie begründen ihren Erfolg mit der Grosszügigkeit ihrer Weinberge und der Kraft und dem Herz deren Bewohner. Sie laden uns ein. Schon sind wir wieder unterwegs auf staubigen Strassen, das Land der Trauben zu erkunden. Somontano heisst übersetzt „unterhalb der Berge“. Die Weinanbaukultur lässt sich hier bis ins 2 Jahrhundert vor Christus zurückverfolgen. Das Gebiet hat seit 1984 den Status D.O. (Denominación de Origin). Bei el Grillo y la Luna wird das Gleichgewicht zwischen dem Boden des Weinbergs, dem Mikroklima und der Rebe gelebt. Die Kellerei in rostigem Rot, passt sich im Wechselspiel mit dem Sonnenlicht perfekt in das Gelände. Im Hintergrund die schneebedeckten Pyrenäen. Das stattliche und für seine Funktion ausgerichtete Gebäude, erlaubt es, die Arbeitsabläufe in einfacher und angenehmer Weise zu gestalten.
Das Hauptanliegen ist, die Trauben so wenig wie möglich zu manipulieren. Der Kontakt der Trauben zu irgendwelchen Pumpen oder anderen mechanischem Gerät, für beispielsweise den Transport von der Ernte in die Tanks, wird peinlich vermieden. So werden auch nur kleine Mengen, von nicht mehr als 5.000 Kilo hergestellt, womit sich Grillo klar von vielen anderen Herstellern unterscheidet. Martha erklärt in einem Nebensatz, dass auch die Mondphasen bei der Weinernte berücksichtigt werden. Hergestellt werden 12 Lunas und 4 Grillos – Grillo, Grillo Cri Cri Cri, Grillo SP und Canto del Grillo.
Die Weine sind die Reise wert. Am Abend verkosten wir diese in einem urigen Gewölbekeller unter einem Feinkostladen, bei Kerzenlicht, Kaminfeuer und einem vollmundigen 5-Gang-Menü. Pippo erläutert, das Erfolgsrezept des Ausbaus ihrer Weine liegt in der festen Überzeugung, dass das einzige natürliche Milieu, das Holzfass ist. Jedes Jahr trifft sie eine rigorose Auswahl bei den besten Fassmachern Frankreichs, um ihren Weinen von der Fermentation bis zur Abfüllung, die besten Bedingungen zu gewähren, auf dass sie ihr ganzes Potential entfalten. Der Abend mit Grillo gräbt sich in unser Gedächtnis, die Persönlichkeit der Weine hinterlässt eine starke Erinnerungsspur. Verzaubert, wie verliebt zieht das Tischgespräch bis in die Morgenstunden seine Runden. Die Weinmacherinnen von Grillo haben einen Bann gezogen. Der eine oder andere am Tisch hört sein Herz jetzt stärker klopfen, doch am Ende, weiß auch der Verliebte, wollen die beiden schönen Frauen nur Wein verkaufen.
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